„Sehnsuchtsort“ im Staatlichen Konservatorium Thessalonikis
Nach der ersten Aufführung des Stückes an der Schule, „zog“ die Gruppe in das staatliche Konservatorium von Thessaloniki um, welches sich bereit erklärte unsere Arbeit für zwei Vorstellungen zu beherbergen: eine um sechs Uhr und eine um neun Uhr. Wir arbeiteten an einem Ort, der nicht nur von Musik erfüllt, sondern auch in einer Gegend liegt, die eine Geschichte passend zu unserer Aufführung hat: die multikulturelle Stadt, die ihren Charakter und ihre Menschen verlor. Somit begaben sich am Sonntag, den 30. April 2017 die Zuschauer-Reisenden auf die Suche nach unserem und ihrem eigenen Sehnsuchtsort. Ihre Eintrittskarten führten sie auf einen Weg gespickt mit Fragezeichen und Fragen. Sie begegneten dem Mädchen, das sich auf die Parade vorbereitet, sahen die Trümmer eines Flugzeuges und wie die Welt zu schrumpfen begann. Sie fragten sich wie man sich von jemandem, von dem man weiß, dass man ihn nicht lebend wiedersehen wird, verabschiedet.
Es erwartete sie ein sich entwickelndes Bühnenbild und eine Geschichte in sechs Fragen: eigentlich drei wahre Lebensgeschichten, die auf eine gewisse Art und Weise diese Fragen beantworten. Angefangen mit Stefan Zweigs farbenfrohem Wien, welches langsam verblasst, über Exil und Verlust von Heimat und Muttersprache des Autors Jean Améry bis hin zum fliegenden Antoine de Saint-Exupéry und seinem Flugzeug, welches abstürzte. Das Publikum, aber auch die Schauspieler verfolgten einen vorbestimmten Weg, einen Weg zwischen Personen und Gegenständen, die sich, manche schnell und manche langsam, auf die Zukunft hinbewegen. Die Aufführung stellt einen Pfad dar, der aus der Vergangenheit in die Gegenwart führt, in die Nostalgie: in das (Mit)Gestalten der Geschichte.
Die Aufführung im Konservatorium stellte eine doppelte Herausforderung für die Gruppe dar, da sie eine Öffnung nach außen und ein „Sich –entfernen“ von der Schule bedeutete. Somit gab der Austausch mit einem uns nicht vertrauten Ort, mit dem wir durch das Schauspielern in unmittelbare Beziehung traten, ebenso wie das unbekannte Publikum, der Aufführung eine gewisse Neuheit. Die Erschöpfung und Anspannung der zwei Aufführungen, die darauffolgende Freude und Genugtuung prägten zweifelsohne diese Erfahrung. Zwischen Tränen und Lachen wurden Wünsche ausgesprochen und neue Ziele gesetzt. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die zu uns kamen, um sich so auf die Suche nach ihrem Sehnsuchtsort zu begeben.
Εine Geschichte aus sechs Fragen
[wenn das Leben ein Faden wäre, dann wäre es gespannt]
Von der AG des Interkulturellen Theaters